HANS PETER RULLMANN IN MEMORIAM

EIN GROSSER FREUND DES KROATISCHEN VOLKES IST GESTORBEN:

DER DEUTSCHE MENSCHENRECHTLER, JOURNALIST UND PUBLIZIST

HANS PETER RULLMANN

(+ 29.01.2000 in D - Hamburg, im 67. Lebensjahr)

Herr Rullman war Titos gefangener und politischer Haeftling im kommunistischen Jugoslawien, Herausgeber einer der besten Revuezeitungen, die jahrelang im Ausland unter dem Namen “Hrvatska domovina” (Kroatische Heimat) in Kroatisch, Deutsch u. Englisch erschien. Er war ein sehr gebildeter Journalist, Polyglot, Uebersetzer und Autor vieler politischer Essays und Artikel ueber die aktuelle Thematik der Bestrebungen des kroatischen Volkes um seine Unabhaengigkeit und die Menschenrechte.

Herr Rullmann nahm mit mir schon Anfang der achtziger Jahre, gleich nach Titos Tod, einen innhaltlich reichvollen Kontakt auf, in welchem ich ihm in der Vorbereitung ind Organisation eines grossen Interviews fuers deutsche Politmagazin “Der Spiegel” ueber die politische Situation in Kroatien und Jugoslawien im Sommer 1980 half. Persoenlich ueberliess er mir die Freiheit, einen Gespraechspartner zu diesem Thema auszusuchen. So lud Herr Rullmann auf meinen Vorschlag Herrn Marko Veselica zum Interview ein, und konzipierte die Gespraechsfragen. Das Interview wurde wegen zu grosser Breite (was eigentlich ein grosses Handicap von Herrn Veselica darstellt) vom “Spiegel” nicht integral veroeffentlicht. Spaeter, als Herr Veselica wegen der Teilveroeffentlichung des Gespraechs mit dem “Spiegel” vom belgrader Regime zu vier Jahren Haft verurteilt wurde, und weitere sieben Jahre Kerker bekam wegen der Zusammenarbeit mit Exil-Kroaten, veroeffentlichte Herr Rullmann 1981 das ganze Interview mit Herrn Veselica in mehreren Sprachen unter der Ueberschrift: Die kroatische Frage - toedlicher Virus Jugoslawiens”.

Hans Peter Rullmann setzte sich fuer die in Jugoslawien inhaftierten kroatischen Polit- Haeftlinge ein, druckte vilerlei Dokumente, die er den Regierungen im Westen zur Verfuegung stellte, um das Voelkerrecht und Menschenrechte der Kroaten zu unterstuetzen, aber auch um anderee unterdrueckten nichtserbische Voelker in Ex-Jugoslawien, bei Seite zu stehen, insbesondere den Kosovo-Albanern.

Besonders zu beachten ist die Publikation von Hans Peter Rullmann ueber die politisch-motivierten Morde, vor allem von Exil-Kroaten auf dem Boden der Bundesrepublik und anderer Staaten im Westen, unter der vielsagenden Ueberschrift:

“Morde auf Befehl aus Belgrad” - “Beweise ueber die jugoslawische Killermaschine”

Er nahm an vielen Symposien und Demonstrationen zu gunsten der unterdrueckten Kroaten und Albaner teil. Er erwiderte auch die Einladung der Kroatischen Rechtspartei (H.S.P.) und besuchte mehrere oeffentliche Sitzungen der kroatischen Rechtler in der B.R.D.

Mit der “kroatischen Sache” trennte sich Herr Rullmann schon zu seinen Lebzeiten:

Tudjmans Agression auf Bosnien u. Herzegowina, sowie der “Bruderkrieg” zwischen Katholiken und Moslems in Bosnien war jener Tropfen zuviel im heroischen Kampf des Herrn Rullmann fuers kroatische Volk und dessen Unabhaengigkeit. Die Ungerechtigkeit, die Herr Rullmann vom ersten kroatischen Staatschef Tudjman erlebte, schreite gar zum Himmel hinauf: Gleich nach den ersten Mehrparteienwahlen in Kroatien (1990), wurde Hans Peter Rullmann von Herrn Ante Beljo (Tudjmans Ratgeber fuer die Exil-Kroaten) schon auf dem Flughafen Pleso in Zagreb zur Person non grata (unerwuenschte Person) erklaert, und ihm der Wegeiser zum Rueckflug nach Deutschland gezeigt. Diese Beleidigung und Schande, die Herr Rullmann, nicht vom jugoslawischen Regiem, sondern von der demokratsich legitimierten kroatischen Regierung am eigenen Leibe zu spueren bekam, konnte er als Mensch nicht einmal traeumen. Niemals kam er mehr nach Kroatien. Als ihm aus Kroatien die Einladung zum zagreber Symposium (vom 14.05.1994) ueber die Massaker der jugoslawischen Kommunisten in Bleiburg (A) an zehntausenden Gefangenen, kroatischen Soldaten und Zivilisten (von den englischen Alliierten an Titos Partisanen ausgelifert) nach Ende des Zweiten Weltkriegs und dem sogenannten Kreuzweg der Gefangenen durch jugoslawische KZ-Lager zugeschickt wurde, wollte Herr Rullmann sie nicht annehmen, da ihn die deutsche Regierung warnte, dass “die Regierung der Republik Kroatien, wegen montierter Anklagen in Sachen seiner Kritik der Politik der Regierung in Zagreb, seine Verhaftung vornehmen wolle”.

Der Menschenrechtler aus Deutschland unterstuetzte den kroatischen Freiheitskampf auch als staendiger Gast der internationalen Frankfurter Buchmesse unter dem Namen “Hrvatska domovina”, und veroeffentlichte in mehreren Sprachen die wichtigste Publikation der achtziger Jahre in Sachen der kroatischen Frage und der Bestrebungen ueber die Demokratie und Menschenrechte in Kroatien unter der Ueberschrift “Petition fuer die Amnestie politischer Haeftlinge 1980 in Zagreb”.

Indem sich die Parteimitglieder der HSP 1861. und deren Fuehrung in diesem Augenblick auf bescheidene Art u. Weise von der grossen Persoenlichkeit und einer der wenigen Freunde Kroatiens abschied nimmt, wird sie das Andenken an Herrn Rullmanns Worte, und vielmehr seiner humanistischen Taten, eines Tages, wenn dafuer die Verhaltnisse geschaftt sein werden, mit einem Denkmal in Zagreb ehren.

Vorsitzender der HSP 1861.

Dobroslav Paraga

Zagreb, den 5. Februar 2000.